Urkundlich erwähnt wurde der Name Krempel erstmals im Jahre 1280. Erzbischof Giselbert von Bremen beurkundete hier einen Vertrag zwischen dem Ritter Erich von Bederkesa und dem Probst Marquard über einen “Tausch, dass der Erstere den großen und kleinen Zehnten zu Krempel und eine Hufe daselbst dem Probst Marquard überlässt…….“Die Geschichte der Ortschaft Krempel ist eng verknüpft mit der Geschichte des Klosters Neuenwalde. Der Ort gehörte ursprünglich zum Amt Neuenwalde, lediglich unterbrochen in der Franzosenzeit, wo das Dorf der neugebildeten Commune Neuenwalde im Kanton Dorum zugeordnet wurde. Später gehörte Krempel zum Amt Bederkesa (1852–1859) beziehungsweise zum Amt Lehe (1859–1885). Mit der Einführung der Kreise lag der Ort im Kreis Lehe (1885–1932), Wesermnde oder Cuxhaven. Das Dorf bekam 1840 den Status einer Landgemeinde und war von 1971 bis 1974 eine Mitgliedsgemeinde der Samtgemeinde Neuenwalde.
Die Einwohner Krempels lebten ursprünglich hauptsächlich von Schaf- und Bienenzucht und von dem, was der karge Boden hergab. Noch im Jahre 1912 verfügte Krempel über eine beachtliche Schafherde, wobei man von 200 – 300 Tieren ausgeht. Auf fast jedem Hof wurden Bienen gehalten, da die Heideflächen ein ideales Trachtgebiet darstellten. Eine weitere Einnahmequelle bildete der Torf, der von Ende April bis zur Heuernte gegraben und an Hadeler und Wurster Bauern verkauft wurde. Das ehemalige Charakteristikum – die Heide – als spezifisches Kennzeichen für die Krempeler Gegend anzusehen, ist heute jedoch nicht mehr zutreffend.
Die ausgedehnten Heideflächen um Krempel wurden in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts und zu Anfang diesen Jahrhunderts durch Einführung der künstlichen Düngung und Urbarmachung weiterer Ödländereien zur Grundlage wirtschaftlichen Aufschwungs, da es fortan möglich war, Getreide und Kartoffeln erfolgreich anzubauen. Dem allgemeinen Trend folgend, nahm und nimmt die Zahl landwirtschaftlicher Betriebe in den letzten Jahren weiter ab. Das Erwerbsleben ist immer weniger auf die Ortschaft beschränkt, denn der größte Teil der Einwohner findet als Pendler außerhalb seinen Lebensunterhalt. Geldautomat, Gemischtwarenladen, Schmiede mit Tankstelle und Autohandel, Bäckerei, Zimmereien, Elektrofachbetrieb und einige Kleinunternehmer sind für die Grundversorgung der Bewohner erhalten geblieben. Alle anderen Bedürfnisse des täglichen Lebens können in den umliegenden Ortschaften erfüllt werden, wobei das Kraftfahrzeug trotz Anrufsammeltaxi und Linienbusverkehr als Verkehrsmittel kaum mehr wegzudenken ist. Ein Gasanschluss ist heute ebenso selbstverständlich wie die digitale Verbindung über ein Telefonnetz und demnächst auch Hochgeschwindigkeits-DSL.
Nachdem das Dorf im Jahre 1906 die erste Telefonanlage und eine „Posthülfsstelle“ erhalten hatte, folgte im Jahre 1921 der Anschluss an die Stromversorgung. 1925 wurde eine Kraftpostverbindung mit Otterndorf hergestellt, die zweimal wöchentlich verkehrte. Der Anschluss an das öffentliche Wassernetz erfolgte im Jahre 1960. Im Jahre 1974 wurde die Friedhofskapelle eingeweiht, 1977 das Sportheim.
Eines der ältesten noch erhaltenen Gebäude – „Die alte Schule“ wurde im Jahre 1910 gebaut. Die Krempeler Schule, die im Krieg zeitweise als Lazarett genutzt wurde, hat in der Zeit ihres Bestehens weit über 35 Lehrer gesehen. Die Schülerzahl lag lange Jahre bei 50, im Jahre 1945 aufgrund der Evakuierten und Flüchtlinge über 90. Im Jahre 1961 wurde der letzte geschlossene Jahrgang in Krempel entlassen. Zu Ostern 1966 setzte sich die Auflösung mit der Umschulung der Jahrgänge 7 und 8 nach Neuenwalde fort, sodass zunächst der zweite Klassenraum nicht mehr benötigt und vom Posaunenchor und der Tischtennisabteilung als Übungsraum benutzt werden konnte. Im Rahmen der Umstrukturierung der Unterrichtsversorgung wurde die Krempeler Schule nach über 100 Jahren schließlich als Unterrichtsstätte zugunsten modernerer, größerer Bildungseinrichtungen aufgegeben.
Die Räume blieben nicht lange ungenutzt und wurden erneut mit Leben erfüllt. Trotzt erheblicher Anfangsschwierigkeiten wurde 1975 ein Spielkreis im ehemaligen Klassenzimmer in der Nordseite eingerichtet. Das andere Klassenzimmer wurde vom Jugendring für die zahlreichen Aktivitäten genutzt. Durch den Bau des Dorfgemeinschaftshauses haben beide Gruppen in diesem großzügig gestalteten Gebäude helle und freundliche Räumlichkeiten gefunden. Die alte Schule wurde abermals umgebaut und zwar zum Feuerwehrgerätehaus für die Ortswehr Krempel, wobei die historische Substanz in ihrer Urform erhalten geblieben ist.
Nach den beiden Weltkriegen wuchs die Krempeler Bevölkerung von etwa 200 auf vieles mehr als das Doppelte an. Heute leben in Krempel etwa 550 Einwohner. Der Zuwachs ist vor allem auf den Zustrom von Heimatvertriebenen zurückzuführen, die hier ein Zuhause fanden. Durch das starke Bevölkerungswachstum setzte auch eine rege Bautätigkeit ein. Die Wirtschaftswege wurden im Rahmen des „Grünen Plans“ zu Bitumenstraßen ausgebaut und die Ortsdurchfahrt bekam eine durchgehende Beleuchtung.
Immer schneller änderten sich die Strukturen der Landwirtschaft, die Bauweise und auch die Ortschaft hinsichtlich der Sitten und des Brauchtums – geblieben ist jedoch ein großes Zusammengehörigkeitsgefühl der Einwohner, welches sicherlich stärker ausgeprägt ist als in anderen größeren Gebietskörperschaften.
Die Befürchtungen der kleinen Ortschaften – so auch in Krempel – nach der Gebietsreform im Jahre 1974 durch den Zusammenschluss zur Einheitsgemeinde Langen und danach durch die Verleihung der Stadtrechte „hinten runterzufallen“ haben sich nicht bestätigt.
Eine große positive Veränderung für die Ortschaft Krempel folgte durch die Aufnahme ins Dorferneuerungsprogramm. Zielsetzungen der Dorferneuerung sind vorrangig Verbesserungen für die Agrarstruktur und der Produktions- und Arbeitsbedingungen aber auch die Verbesserung der Lebensverhältnisse und -qualität sowie Erhaltung der Betriebe.
So wurde u. a. der gesamte Straßenraum der Ortsdurchfahrt mit der Anlage des abgesetzten Fuß- und Radweges neu gestaltet und umfangreiche private Einzelmaßnahmen durchgeführt. Weitere Maßnahmen waren die Hochwasserschutzmaßnahmen mit den Regenwasserrückhaltebecken im Bereich Wanhödener Weg - Kransburger Weg - Am Schießplatz und am Stühberg. Hier wurden oberhalb der Ortslage Rückhaltezonen geschaffen und Ausgleichsleitungen (Regenwasserkanal) angelegt, die die gedrosselte Wassermenge durch die Ortslage zur unterhalb liegenden Vorflut der Ortschaft Krempel abführen. Begleitend wurde eine Ortsrandbegrünung mit über 3000 einheimischen Gehölzen durchgeführt.
Dominierend waren jedoch die Umgestaltung des Dorfplatzes und der Bau des Dorfgemeinschaftshauses. Die gesamte Umgestaltung bewirkt, dass nicht nur ein Dorfmittelpunkt, sondern auch eine verkehrsberuhigte Einheit als Ganzes entstanden ist, wobei berücksichtigt wurde, dass der landwirtschaftliche Verkehr zwar mit geminderter Geschwindigkeit, aber problemlos fahren kann. Durch die Schaffung dieses Ortsmittelpunktes haben sich unzählige Möglichkeiten im kulturellen, sportlichen und geselligen Bereich ergeben. Die Halle des DGH wird von den örtlichen Vereinen für Aktivitäten aller Art rege genutzt. Gerade dieses ausgeprägte Vereinsleben ist die wohl wichtigste Voraussetzung für den sozialen Zusammenhalt im Dorf und zur Identifikation der Bevölkerung mit ihrem dörflichen Lebensraum. Insgesamt wurde dadurch eine Erhöhung der Qualität für Wohnung, Arbeit und Freizeit geschaffen.
So hat der Schützenverein nach dem Abriss der alten Schützenhalle sein neues Domizil an gleicher Stelle als Teil der Dorfgemeinschaftsanlage bezogen. Es folgte die Verlegung des Krempeler Kinderspielkreises und des Jugendringes aus dem alten Schulgebäude in die neuen Räumlichkeiten des DGH. Durch den Umzug wurden auch die Voraussetzungen für die spätere Umwandlung des Kinderspielkreises in einen „Kindergarten“ mit 25 Plätzen geschaffen. Der Jugendring, der im Jahre 2000 sein 25-jähriges Jubiläum feiern konnte, erhielt einen neuen Jugendraum, der nunmehr von der Jugendpflege der Stadt Langen genutzt wird.
Auf der Fläche zwischen dem Kransburger Weg und dem Sonnenberg entstand ein Windpark mit 16 Windkraftanlagen. Der „Sonnenberg“ – einst von der Bundeswehr als FlaRak-Stellung genutzt - wurde zunächst in ein Gewerbegebiet umgewandelt und beherbergt nunmehr einen Solarpark. Mehr als 10 000 Solarmodule liefern umweltfreundlichen Strom mit einer Leistung von 2,3 Megawatt in das Netz, womit etwa 500 durchschnittliche Haushalte mit Strom versorgt werden können. Nach der Aufstellung des Bebauungsplanes „Östlich Stühberg“ stehen nunmehr ausreichend Bauplätze für Bauwillige zur Verfügung.
Zusammenfassend kann man sagen, dass sich das Gesicht der Ortschaft Krempel und der Landschaft, die sie umgibt, im Laufe der letzten Jahre gewandelt hat. Mit dem Wandel der Agrarstruktur, der Lebensstile und Wohnortpräferenzen hat sich das Dorf vom vorwiegend landwirtschaftlichen Produktionsstandort zum Wohnort "im Grünen" entwickelt. Auch wenn sich der Einwohnstand verringert und die Anzahl der Kinder in der Kindertagesstätte halbiert hat, ist die Ortschaft mit ihrer Infrastruktur für die Zukunft gerüstet - sie hat sich den modernen Lebensansprüchen angepasst, ohne ihren Eigenwert und unverwechselbaren Charakter aufzugeben.
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